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23.11.2023 20:58 –

Rede zum Pogromgedenken am 09.11.2023


Begrüßung und Vorstellung:

Auch wir möchten Sie, die hier Anwesenden, nochmals recht herzlich zu dem heutigen Gedenken an die Pogromnacht 1938 in Lutherstadt Wittenberg begrüßen. Um uns kurz vorzustellen: wir sind Lena Köppe, Jacob Pfeifer und Johannes Bader. Wir sind Schüler der 12.Klasse des Luther-Melanchthon-Gymnasiums hier in Wittenberg und werden Ihnen im folgenden Gedenkrundgang so zu bezeichnende Schauplätze des Unrechts vorstellen und dabei auf die damit in Verbindung stehenden Schicksale ehemaliger jüdischer Mitbürger näher eingehen. Damit würden wir gerne jenen Gedenkrundgang starten.

Rede an der Stele:

Zum Gedenken an das Schicksal von Richard Wiener und seiner Familie möchte ich meinen folgenden Ausführungen mit einem Zitat beginnen: „Genau an diesem Ort – bezogen auf Wittenberg - erlebten meine Familie und ich zum ersten Mal die Verfolgung durch die Nazis, soziale Isolierung, die Zerstörung unseres Zuhauses und das Auseinanderbrechen unserer familiären Struktur“ – Dieses Zitat von Richard Wiener repräsentiert das Schicksal von Millionen von Menschen während der Zeit des Nationalsozialismus zwischen 1933 und 1945, so auch von zahlreichen jüdischen Familien, die in Wittenberg lebten. Diese Einzelschicksale, die heute von mir und meinen Mitschülern vorgestellt werden, stehen stellvertretend für die Leidensgeschichte unzähliger als jüdisch verfolgter Deutscher, die mit Ausgrenzung und Entrechtung begann, aber nicht endete.

Wir sind hier an der ersten Haltestelle angekommen, an welcher ich Ihnen das Schicksal der Familie Wiener näherbringen möchte. Diese Stele ist der Familie bzw. ganz konkret Richard Wiener gewidmet. Zusätzlich findet man in Wittenberg Stolpersteine, die den Familienmitgliedern Martin und Berta Wiener, auf welche ich noch zu sprechen kommen werde, gewidmet sind. Ich werde im Folgenden hauptsächlich auf Richard Wiener eingehen, möchte allerdings, um den Zusammenhang deutlich zu machen, Bezug auf weitere Familienangehörige nehmen. Johannes Bader ges1-Albrecht Rede zum Pogromgedenken am 09.11.2023 2 Zuerst gehe ich auf den Großvater von Richard, Baruch Wiener ein, welcher mit seiner Familie nach dem Ende des Ersten Weltkrieges nach Wittenberg kam und hier eine Schuhfabrik eröffnete. Dessen Söhne waren Richards Vater Robert und seine beiden Onkel Max und Georg Wiener. Im Jahr 1927 wurde Richard nun als Sohn von Robert Wiener und seiner Frau Mariem in Wittenberg geboren. In den Folgejahren wurde die Schuhfabrik von Richards Vater Robert und seinem Onkel Max übernommen und weitergeführt. Die Familie hatte in Wittenberg Fuß gefasst und bis zu seinem fünften Lebensjahr hatte Richard eine unbeschwerte Kindheit. 1933, als er in die Schule kam, kamen allerdings auch die Nationalsozialisten an die Macht. Damit änderte sich das weitere Schicksal der gesamten Familie. Denn je näher die Nationalsozialisten der Macht kamen und je länger sie diese dann inne hatten, umso schwieriger wurde das Leben der Familie und umso weniger Freiheit und Rechte hatte sie. Zwar ist bekannt, dass es bereits vor 1933 immer wieder zu antisemitistischen Stimmungen in der Gesellschaft kam und Ausgrenzung durchaus eine Rolle spielte. Aber ab der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten wurden jene Verhältnisse extrem, denn in ihrer Ideologie war der Antisemitismus zentral verankert.

Johannes Bader ges1 -  HerrAlbrecht

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