69. Flurgalerie-Eröffnung im LMG

 

Kunstmarkt - Schnäppchen, Stickerei auf Papier und eine Armee aus Klecksen

 

Erstmalig in der Benefizwoche der Schule stattfindend, war die 69. Vernissage in der Flurgalerie in mehrfacher Hinsicht ein voller Erfolg. Die beiden Künstler, Carola Helbing-Erben und Prof. Gerhard Schwarz waren erfreut und zufrieden mit dem Abend, Freunde und Bekannte hatten sich getroffen, interessierte Schüler hatten Fragen gestellt und eifrig mitgeschrieben und die Benefiz-Sammlung konnte aufgestockt werden.

 

Der Flur war gut gefüllt und einige Besucher, die bisher noch nie unsere Schule betreten hatten und u.a. aus Halle/S. angereist kamen, äußerten sich im Nachhinein sehr positiv über die gute Atmosphäre.

 

Barbara Dietrich aus der 7. Klasse eröffnete den traditionellen Talk um Kunst und Leben am Klavier. Sie erntete erst einmal ordentlich Applaus für ihren Vortrag und die Tatsache, dass sie frisch gekürte Preisträgerin des Bachwettbewerbs in ihrer Altersklasse in Köthen ist.

 

Die in Berlin lebende Künstlerin Carola Helbing-Erben wurde von 1979-1982 an der Hochschule für Kunst und Design, Burg Giebichenstein im Fachbereich Textil bei Inge Götze ausgebildet. Im Gespräch schwärmte sie von der kreativ anregenden Zeit und den damit verbundenen Entwicklungssprüngen und zahlreichen Impulsen für ihre künstlerische Entfaltung. Nach 1990 widmete sie sich zusätzlich der Malerei, der Grafik, der Installationskunst, baugebundener Kunst und künstlerisch-sozialen Projekten. Prof. Gerhard Schwarz, ebenfalls Diplom-Maler und Mitglied des Verbandes Bildender Künstler, war ihr erster Lehrer in einer Schüler-AG. Beide Künstler kennen sich entsprechend lange und sind befreundet. An der "Burg" begegneten sie sich nicht im Lehrbetrieb, erst später nahm Gerhard Schwarz im Bereich Design und Grundlagenlehre eine Professur an, die er über mehrere Jahre engagiert ausfüllte.

 

Die sanft und zart wirkenden Stickereien auf Papier, die großen, hellen und dekorativen Leinwand-Bilder, die mit der Wachskratztechnik umgestalteten Werbekarten oder Experimente mit Foto- und Foliencollagen zeichnen Carola Helbing-Erben als sehr sinnliche Gestalterin aus, die Wert auf Materialwirkungen, empfindsame Farbklänge und grafisch abstrakte Kompositionen legt. Die Darstellung des abstrakten Begriffes der Zeit zieht sich nach ihrer Aussage wie ein roter Faden durch ihr Werk. Sie findet Symbole wie Schiffe, Boote, Barken usw. dafür, oder Blattformen, die sich im Schweben und Fallen befinden.

 

Prof. Gerhard Schwarz sprach nicht von Brüchen in seinem Werk, wohl aber von einer Umbesinnung auf Zufallstechniken und neuen Themen, die früher nicht im Mittelpunkt standen. So beginnt er oft mit zufälliger Bearbeitung des Grundes und reagiert dann bewusst und gestaltend auf diese Spuren. "Es geht los" ist ein Beispiel: eine Armee kleiner Figürchen, die aus Klecksen dünner Farbe mit dem Zeichnestift geformt wurden, stürmt los zum Angriff in imaginäre Weiten außerhalb des Bildes. Eine Schülerin sah darin als Deutung für sich den Beginn eines neuen Schuljahres.

 

Schwarz' Arbeiten auf Papier passen sehr gut zur Kunst seiner Kollegin. Tehmen sind jedoch andere. Aufgewachsen in Halle/S. sah er sich stark mit der in Leuna und Buna angesiedelten chemischen Industrie konfrontiert. Als gelernter Maschinenschlosser und als Künstler fand er diese Werksgebilde - abgesehen von ihrer extremen Umweltbelastung für die Region - in ihrer Komplexität faszinierend.

 

Beide Künstler waren bereit, originale Zeichnungen bzw. eine Collage für den Kunstmarkt zur Verfügung zu stellen. Drei Arbeiten waren schnell verkauft. Die Glücklichen konnten sich über wahre Schnäppchen freuen. Das Geld war ein Beitrag zum Sammelergebnis einer ganzen Woche von über 1500,- €. Das Geld kommt dem Hospiz in Wittenberg zugute.

 

Ulrike Kirchner