67. Kunstausstellung

Das Goldene Zeitalter

im Luther – Melanchthon – Gymnasium

 

Goldene Wirkung und lyrische Perlen

Für die neue Ausstellung (die 67.) übergab uns der Leipziger Künstler Karl Anton dankenswerter Weise seine ungegenständlichen Arbeiten auf Papier. Für die Zeit bis zu den Sommerferien stehen sie uns nun zur Verfügung.

Der Flur mit den gelben Türen umfängt uns dieses Mal in warmer Farbigkeit. Beeinflusst von Ockertönen golden wirkend, entsteht ein harmonischer Gesamteindruck. Der Titel der Ausstellung wird so schon rein formal erlebbar. Die Wärme und Kostbarkeit, die suggeriert wird, findet in schwungvollen Schriftzügen, die mit Kopierstift auf den farbigen Untergrund komponiert wurden, Ergänzung. Worte aus Gedichten von Ingeborg Bachmann oder eigene Schöpfungen des Künstlers blitzen aus dem Zusammenhang hervor: Licht, Perlen, Traum, Bug … die Sätze müssen erforscht werden.

 

Leben im Einklang mit der Natur

„Das Goldene Zeitalter“ ist ein Begriff aus der griechischen Mythologie und beschreibt einen Idealzustand der friedlichen Urphase der Menschheitsgeschichte, die durch die Zivilisation beendet wurde. Das Leben im Einklang mit der Natur ist dabei die Vorstellung von Arkadien, dem Elysium oder dem Paradies. Karl Anton erläuterte im Ausstellungsgespräch am Mittwoch, dass es ihn fasziniere welche Parallelen man in den Mythen unterschiedlicher Kulturen der Welt entdecken könne. Diese Entdeckerfreude ist eine Grundlage seines künstlerischen Schaffens. So sind es Anregungen auf Reisen, das Stöbern in Büchern oder das Experimentieren mit Malmaterialien, was ihn vorwärts treibt.

 

Urformen und dänischer Seetang

Ein MZ – Artikel über ihn war einmal überschrieben mit den Worten: „Alchimist wird von Urformen inspiriert“. Selbst in der Herstellung der Farben wird bei ihm getüftelt, gemixt und gekocht – sei es mit Rotkohl, Holundersaft oder Dänischem Seetang… Die Urformen beziehen sich nicht nur auf Archaische Zeichen der Höhlenmalerei aller Erdteile, sondern auch auf Formen aus der Mikrobiologie oder das einfachste grafische Gestaltungsmittel, den Punkt, der als Kreis immer wieder in den Bildern auftaucht.

 

Vom Gefängnisdirektor zum freien Künstler

„Malen befreit aus emotionalen Gefängnissen“ – dieses Zitat von Karl Anton umfasst viele Aspekte des studierten Psychologen und Pädagogen. Fast 30 Jahre übernahm er die Leitung von realen Justizvollzugsanstalten in Magdeburg und Halberstadt, bis er sich entschied, in eine sozial unsichere Perspektive auszusteigen. Karl Anton erzählte anschaulich von der schwierigen Zeit während der politischen Wende in den Haftanstalten. Ein wichtiges Projekt für ihn war immer „Kunst im Knast“, um den Häftlingen zu positiver Energie und Emotion zu verhelfen („Kunst ist eine Trainingseinheit für die Gefühle, eine Nische, wo sie gezeigt werden können.“). Anton: „Ich habe viele Mörder kennen gelernt, aber nie einen Killer.“ Niemand sei nur schlecht. Es gäbe die Vorgeschichte. Kunst betreibt er auch heute als therapeutisches Mittel und u.a. beim Verein „Wege e.V.“. Dort malt er mit Kindern psychisch kranker Eltern.

 

10 Seelenwesen

Soziales Engagement trieb ihn auch dazu 10 runde Bilder für zehn Menschen zu malen. Es handelt sich um die Opfer des Zugunglücks von Hordorf im Januar 2011. Die Bilder waren während des Trauerjahres in der Liebfrauenkirche in Halberstadt ausgestellt und gaben manchem trauerndem Angehörigen Kraft und Halt.

 

„Die Russenpistole“

Karl Anton ist ein Erzähler, man könnte seinen interessanten Geschichten lange zuhören. Ein Verlag sprach ihn dazu an, sodass es dazu kam, dass er das Abenteuer des Bücherschreibens für sich entdeckte. Es handelt sich, und das liegt auf der Hand, um Kriminalgeschichten, die das Leben schreibt, keine Thriller, wie er betonte. Aus der „Russenpistole“, dem Buch „Fünf Stäbe“ und „Der Tod backt Brot“ liest er ab und zu öffentlich vor.

 

Kreative Musik

Die Texte von Ringelnatz, Fromm und Storm, die SchülerInnen der 11. Klasse selbst vertonten und vortrugen, als auch die Komposition mit eigenem Text von Melina (Begleitung: Janine und Vivien) passten wunderbar als musikalische Umrahmung zur Talkrunde.

 

Ulrike Kirchner